Prof. Dr. Alexander M. Bradshaw

Ehemaliger Wissenschaftlicher Direktor des IPP


Alex Bradshaw wurde 1944 in Bushey, Großbritannien, geboren. Er starb 2024 (Kondolenzseite).

Nach dem Chemiestudium an der Universität London promovierte er 1969 im Fach Physikalische Chemie. Es folgte 1974 die Habilitation am Institut für Physikalische Chemie der Technischen Universität München. Von 1976 bis 1998 war Bradshaw am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin tätig; 1980 wurde er zum Wissenschaftlichen Mitglied und zum Direktor am Institut berufen. Neben seiner Tätigkeit am Fritz-Haber-Institut war er in den 80er Jahren auch Wissenschaftlicher Geschäftsführer der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung mbH (BESSY). Von 1999 bis 2008 war Bradshaw Wissenschaftlicher Direktor des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik in Garching und Greifswald. Als Emeritus war er Gast am Fritz-Haber-Institut.

In seiner ersten Zeit am Fritz-Haber-Institut beschäftigte er sich intensiv mit der spektroskopischen und strukturellen Charakterisierung adsorbierter Atome und Moleküle; dabei standen vor allem die Techniken der Schwingungsspektroskopie und der Photoemission im Vordergrund. Durch die Kooperation seiner Gruppe mit der von Professor Phil Woodruff (Physik-Department, Universität Warwick) gelang unter anderem die Einführung und Verwendung der quantitativen Photoelektronenbeugung mittels Synchrotronstrahlung, die inzwischen zur Bestimmung von über 85 Adsorbatstrukturen geführt hat. Weiterhin war er auf dem Gebiet der Instrumentenentwicklung, vor allem für den Einsatz der Synchrotronstrahlung tätig. Später widmete er sich auch den Photoionisationsphänomenen in freien Molekülen und Clustern. In seinen letzten Lebensjahren galt sein Hauptinteresse aber allgemeinen Fragen der Energieversorgung, der Verfügbarkeit von Naturressourcen und der Nachhaltigkeit.

Bradshaw war Mitglied der britischen Royal Society, der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina), der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech), der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Academia Europaea sowie Honorarprofessor für Experimentalphysik an der Technischen Universität München. Die Universität London verlieh ihm 2005 die Ehrendoktorwürde. Von 1998 bis 2000 war er Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und hat das erste Wissenschaftsjahr „Jahr der Physik“ im Jahr 2000 mitinitiiert. Er war Ehrenmitglied der DPG, Honorary Fellow of the Institute of Physics (UK) und Fellow of the European Physical Society. Bradshaw wirkte in vielen nationalen und internationalen Gutachter- und Evaluierungsgremien mit und leitete mehrere EU-Komitees auf den Gebieten der „Large-scale facilities“ und der Kernfusion. Er war Mitbegründer und erster Editor-in-Chief des „New Journal of Physics“, einer der ersten "Open-Access"-Zeitschriften. Für seine Forschung, seine Arbeit für die Physik-Community sowie seine forschungspolitische Tätigkeit wurden ihm mehrere Preise und Auszeichnungen verliehen, darunter 2002 das Bundesverdienstkreuz und 2007 der britische Orden CBE.


Ausgewählte Publikationen
 

A. M. Bradshaw, B. Reuter and T. Hamacher
The potential scarcity of rare elements for the Energiewende
Green 3, 93 (2012)
A. M. Bradshaw, T. Hamacher and U. Fischer
Is nuclear fusion a sustainable energy form?
Fusion Engineering and Design 86, 9-11 (2011)
M. Förstel, M. Mucke, T. Arion, A. M. Bradshaw and U. Hergenhahn
Autoionization mediated by electron transfer
Physical Review Letters 106, 033402 (2011)
M. Mucke, M. Braune, S. Barth, M. Förstel, T. Lischke, V. Ulrich, T. Arion, U. Becker, A. Bradshaw and U. Hergenhahn
A hitherto unrecognized source of low energy electrons in water
Nature Physics 6, 143-146 (2010)
A. M. Bradshaw
Der Weg zu einer nachhaltigen Energiequelle: Die Erforschung der Kernfusion
Die Zukunft der Energie. Die Antwort der Wissenschaft. Ein Report der Max-Planck-Gesellschaft, München, Verlag C. H. Beck, 295-309 (2008)
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