Ein Käfig voller Antimaterie

Verlustfreie Positronen-Injektion in magnetische Falle gelungen / Vorarbeit für Materie-Antimaterie-Plasmen

5. Dezember 2018

Ziel der APEX-Gruppe (A Positron-Electron Experiment) im IPP ist es, erstmals ein Materie-Antimaterie-Plasma aus Elektronen und ihren Antiteilchen, den Positronen, herzustellen und in einem magnetischen Käfig einzuschließen. Dazu muss es zunächst einmal gelingen, die geladenen Teilchen in den Magnetfeldkäfig hineinzubringen. Dies wurde jetzt mit einer nahezu verlustfreien Methode erreicht, wie IPP-Wissenschaftlerin Dr. Eve Stenson als Erstautorin in der Fachzeitschrift Physical Review Letters berichtet. Die Positronen konnten in der magnetischen Falle für mehr als eine Sekunde eingeschlossen werden, was Dr. Juliane Horn-Stanja, ebenfalls IPP, und Koautoren in einem weiteren Beitrag beschreiben.

Bis zu diesen guten Ergebnissen war einige Forschungsarbeit nötig: Denn der gleiche Mechanismus, der geladene Teilchen im magnetischen Käfig festhält, verhindert, dass sie von außen in den Käfig eindringen können. Stattdessen werden die Teilchen von der Falle weggelenkt. Das Einbringen in die Falle muss zudem möglichst verlustfrei geschehen, weil Positronen – anders als Elektronen – nicht in beliebigen Mengen zur Verfügung stehen, sondern erst aufwändig produziert werden müssen. Dies ist Aufgabe von NEPOMUC, der weltweit stärksten Positronenquelle, die in Garching an der Forschungs-Neutronenquelle FRM II der Technischen Universität München zu finden ist.

Um die schwierige Aufgabe zu lösen, wurden umfangreiche Simulationsrechnungen angestellt und anschließend experimentell überprüft: Ein maßgeschneidertes elektrisches Feld am Rand der magnetischen Falle sorgt dafür, dass die geladenen Teilchen über die magnetischen Feldlinien hinweg in die Falle driften. Danach wird das elektrische Feld abgeschaltet und die Teilchen sind im Magnetfeld gefangen. Ein umgekehrtes Beispiel für diesen Effekt gibt es in der Fusionsforschung: Elektrische Felder, die sich von alleine im Plasma bilden können, verursachen eine unerwünschte Drift der Teilchen aus dem einschließenden Käfig heraus – ein Teilchenverlust, den die Fusionsforscher mit verschiedenen Gegenmaßnahmen unterbinden.

Für die jetzigen Untersuchungen wurde eine Prototyp-Falle mit einem einfachen Permanentmagnet benutzt und an NEPOMUC angebaut. Zur Erzeugung eines Elektron-Positron-Plasmas arbeitet die APEX-Gruppe jedoch an einem supraleitenden Dipol, der berührungsfrei im Zentrum einer Vakuumkammer schwebt und das einschließende Magnetfeld erzeugt. Die angestrebten Materie-Antimaterie-Plasmen aus Elektronen und Positronen lassen außergewöhnliche Eigenschaften vermuten. Da man annimmt, dass sie in der Nähe von Neutronensternen und Schwarzen Löchern vorkommen, ist es sowohl für die Grundlagenforschung als auch astrophysikalisch interessant, diese seltsamen Plasmen zu untersuchen.


Originalpublikationen:
Lossless Positron Injection into a Magnetic Dipole Trap.
E. V. Stenson, S. Nißl, U. Hergenhahn, J. Horn-Stanja, M. Singer, H. Saitoh, T. Sunn Pedersen, J. R. Danielson, M. R. Stoneking, M. Dickmann, C. Hugenschmidt
In: Phys. Rev. Lett. 121, 235005 – Published 5 December 2018
DOI: https://doi.org/10.1103/PhysRevLett.121.235005


Confinement of Positrons Exceeding 1 s in a Supported Magnetic Dipole Trap.
J. Horn-Stanja, S. Nißl, U. Hergenhahn, T. Sunn Pedersen, H. Saitoh, E. V. Stenson, M. Dickmann, C. Hugenschmidt, M. Singer, M. R. Stoneking, and J. R. Danielson
In: Phys. Rev. Lett. 121, 235003 – Published 5 December 2018
DOI: https://doi.org/10.1103/PhysRevLett.121.235003

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